50 Shades of Leadership – es gibt mehr als gut oder schlecht

Du kommst am Montagmorgen ins Büro, grüßt deine Kollegen, nimmst einen Schluck Kaffee und setzt dich an deinen Schreibtisch. Doch kaum hast du deinen Computer hochgefahren, beginnt das allwöchentliche Theater: In der Hauptrolle sind die Führungskräfte, die entweder als strahlende Helden gefeiert oder als dunkle Schurken verdammt werden.

Da ist Abteilungsleiterin Sarah, die für ihre charismatische Art und ihr offenes Ohr bekannt ist. Sie wird von vielen als „gute Chefin“ angesehen, die immer eine Lösung parat hat und deren Teamergebnisse für sie sprechen. Dann gibt es da noch Lars, der kürzlich eine schwierige Projektphase nicht meistern konnte. Der Flurfunk spricht von ihm als „schlechten Chef“. Er sei einfach nicht für diese Position geeignet – eine echte Enttäuschung.

Aber ist es wirklich so einfach? Leben wir in einer Welt, in der Menschen – insbesondere Führungskräfte – entweder gut oder schlecht sind?

Mehr als nur gut oder schlecht

Führungskräfte stehen oft im Rampenlicht und werden an ihren Erfolgen und Misserfolgen gemessen und dementsprechend in die Schubladen „gut“ oder „schlecht“ gesteckt. Doch hinter jeder Entscheidung, die sie treffen, stecken viel mehr Nuancen – persönliche Überzeugungen, Erfahrungswerte, ein Abwägen von Risiken und der Druck, unter dem gehandelt wird. Es ist an der Zeit, dass wir anfangen, dies zu verstehen. Menschen sind keine Maschinen, sie handeln aus einer Vielzahl von Motiven heraus. Wenn wir also über Führung sprechen, sollten wir auch über die Individualität sprechen, die jede Führungskraft mitbringt – geprägt von Erfahrungen, Werten und dem jeweiligen Kontext.

Ein erster Paradigmenwechsel

Betrachten wir Führung aus dem Blickwinkel der Agilität, so stehen vor allem Respekt und Vertrauen an erster Stelle. Die agile Regel der „Obersten Direktive“ fordert uns auf, stets davon auszugehen, dass alle Beteiligten zu jedem Zeitpunkt nach bestem Wissen, Gewissen und Kenntnisstand gehandelt haben. Diese Haltung bewirkt einen ersten Paradigmenwechsel in der Bewertung von Führungskräften. Indem wir anderen positive Absichten unterstellen, öffnen wir den Raum für Dialog und Entwicklung.

Der Ursprung dieses Gedankens liegt in der Systemtheorie, die uns lehrt, dass jedes Verhalten innerhalb eines Systems sinnvoll ist – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint. Indem wir systemisch denken, können wir also besser verstehen, warum Menschen so handeln, wie sie handeln.

Führung – ein Berufsfeld ohne Ausbildung

Der Kenntnisstand ist häufig entscheidend bei der Führung. Meist sind es die besten Fachkräfte, die nach einer gewissen Zeit zu Führungskräften werden. Sie finden sich dann plötzlich in einer völlig neuen Rolle, auf die sie sich oft nicht ausreichend vorbereitet fühlen. Denn nach wie vor ist Führung das einzige Berufsfeld ohne Ausbildung. Wie also können wir erwarten, dass all unsere Führungskräfte nur die besten Entscheidungen treffen, wenn niemand es ihnen beigebracht hat? Und macht sie das gleich „schlecht“? In vielen Unternehmen gibt es keine strukturierte Herangehensweise, wenn es um das Lernen von Führungsfähigkeiten geht. Das führt dazu, dass viele Führungskräfte sich durch Trial-and-Error weiterentwickeln müssen – mit allen Risiken und Nebenwirkungen.

Die Realität in Organisationen

Heben wir den Gedanken auf die nächste Ebene, kommen wir in Organisationen. Dort gibt es Konflikte, Energie verpufft, Pläne werden über den Haufen geworfen und Ressourcen manchmal mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen. Kurzum, es gibt also auch keine durchweg „guten“ Organisationen. Was wir stattdessen vorfinden, sind Unternehmen auf einem bunten Spektrum von „es läuft gerade gut“ bis hin zu „Hilfe, wie konnte es nur so weit kommen?“.

Ein eindeutiges Zeichen für eine Organisation, die eher am unglücklichen Ende dieses Spektrums angesiedelt ist, ist ihre Nachlässigkeit in der Führungskräfteentwicklung. Statt die Menschen mit dem Werkzeug für effektive Leadership auszustatten, lässt man sie im Regen stehen – mit Entscheidungen, die entweder den großen Wurf bedeuten oder im Aus landen.

Die Kraft der Nuancen – Bunt statt Schwarz-Weiß

Führungskräfte sind das Rückgrat einer jeden Organisation – doch was passiert, wenn sie mehr zu Bürokraten als zu Visionären werden? Wenn das Tagesgeschäft sie verschlingt und strategische Führung zur Nebensache degradiert wird? Dann hat die Spitze der Organisation klargestellt: Führung hat für uns nicht die höchste Priorität. Diese Haltung fördert leider auch das Schwarz-Weiß-Denken und schon landen wir wieder bei den guten und schlechten Chefs. Wäre es aber nicht viel besser, das bunte Spektrum an Möglichkeiten zu erkunden? Denn fast jeder Mensch kann führen – wenn er mit demn richtigen Fähigkeiten und Wissen ausgestattet ist und darauf vertraut wird, dass er sein Bestes gibt.

Möchtest du als Führungskraft wachsen und dein Team mit Empathie und Stärke leiten? Lass uns gemeinsam deine einzigartigen Führungsqualitäten entdecken und fördern! Schreib mir eine Nachricht, und wir starten zusammen.